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Anatoli Konstantinowitsch Ljadow – Анатолий Константинович Лядов, wissenschaftliche Transliteration Anatolij Konstantinovič Ljadov; auch Anatoly Lyadov – (*1855 in St. Petersburg / †1914 Landgut Polinowka/Nowgorod) wuchs mutterlos in einer angesehenen Musikerdynastie auf. Sein Vater – Dirigent am Petersburger Mariinski-Theater – gab ihm ersten Unterricht, bevor er bereits 1870 seine Studien am St. Petersburger Konservatorium begann (Klavier und Violine). Schon früh war er vom sogenannten „Mächtigen Häuflein“ beeinflusst worden: Von Komponisten wie Modest Mussorgsky oder Nikolai Rimsky-Korsakow. Mit 23 wurde Ljadow Dozent für Harmonielehre und später Professor für Komposition am Petersburger Konservatorium, wo unter anderem Sergej Prokofjew und Nikolai Mjaskowski bei ihm studierten.
Der Mäzen und Philanthrop Mitrofan Beljajew berief ihn zum künstlerischen Leiter der von ihm finanzierten „Russischen Symphoniekonzerte“ und zum Lektor seines neu gegründeten Musikverlags, wo Ljadow mit Alexander Glasunow die „Zweite Petersburger Schule“ gründete, in der Nachfolge des „Mächtigen Häufleins“.
Obwohl Ljadow fast ausschließlich in kleineren Formen komponierte (neben einer unvollendeten Oper und Bearbeitungen russischer Volkslieder – ein Dutzend kleiner Orchesterwerke, und rund 100 Klavier-Miniaturen, zumeist im national-russischen Stil), wurde er von der älteren Generation sowie von seinen Weggenossen gleichermaßen geschätzt. Am Anfang seiner Laufbahn wurde er von Mussorgsky als „neues, unverkennbares, originelles und russisches Jungtalent“ bezeichnet. Sein Œuvre, das insgesamt 67 Werke mit Opuszahl sowie eine stattliche Anzahl anderer Werke umfasst, ist alles andere als unbedeutend, und er war nicht immer so untätig, wie sein Ruf etwa vermuten lässt: Nur stand er seinem eigenen Schaffen höchst kritisch gegenüber. Wohl aus diesem Grunde hat er kein großangelegtes kompositorisches Projekt je erfolgreich zu Ende gebracht, obwohl er aus diesen unvollendeten Projekten später oft kleinere Werke schuf. Wie viele andere Romantiker – vor allem sein Mentor Rimsky-Korsakow – ließ er sich sowohl durch die Natur als auch durch das Übersinnliche inspirieren und verstand es, beides durch den einfallsreichen Einsatz von Orchesterklangfarben lebhaft in Musik zu setzen. In diesem Zusammenhang schrieb er einmal: „Mein Ideal ist es, in der Kunst das herauszufinden, was auf Erden nicht zu finden ist.“ Die Werke, die er in seiner Reifezeit in diesem Sinne hervorbrachte – wie etwa die symphonischen Dichtungen Baba Jaga, Kikimora und Der verzauberte See – könnten durchaus als Beispiele für den musikalischen Impressionismus dienen, obwohl sie viel eher den Einfluß Rimsky-Korsakows als den von Debussy verraten.
Bis zuletzt blieb Ljadow jedoch ein Traditionalist, trotz vereinzelter Ausflüge an den Rand der Dur/Moll-Tonalität. Seine Kompositionen bestechen durch souveräne Beherrschung des Kompositionshandwerks sowie differenzierte Farbigkeit, die manchmal sogar einen Hang zum Grotesken beinhaltet und so ist das, was von ihm bleibt, höchstkarätige Spätromantik.