Bolla-Marsch
Wie bei Rudolf Achleitner üblich, beginnt auch der vorliegende schwungvolle 6/8-Marsch – gewidmet Erzherzog Otto – mit Fanfarenstößen. Der Bruder von Thronfolger Franz Ferdinand und Vater des letzten österreichischen Kaisers Karl I. wurde „Bolla“ genannt und gilt als attraktivster Habsburger aller Zeiten. In seiner Rolle als unverheirateter Schwerenöter fühlte sich der „schöne Otto“ sehr wohl. Er feierte ausgelassen mit Damen zweifelhaften Rufs, trank viel Alkohol und fühlte sich den strengen Sitten der Habsburger nur wenig verbunden. Und genauso leichtfüßig kommt auch das ganze Stück daher. Im Bassteil könnte sogar das Torkeln des oft betrunkenen Erzherzogs musikalisch nachgezeichnet worden sein. Die Hauptstimmen im Trio sind leise und einstimmig gehalten und werden durch eine Nachahmung im Tenorregister farbig untermalt. Ein Sforzato-Ton im Tutti leitet zum musikalisch besonders interessanten kurzen Teil im 2/4-Takt über, bevor das Grandioso wieder im 6/8 erklingt!
Dass der Bolla-Marsch (oder Erzherzog-Otto-Marsch) von Rudolf Achleitner in gedruckter Form vorliegt, ist eine Weltsensation!
Das fast vollständig erhaltene handschriftliche Notenmaterial der damaligen Besetzung wurde Ende 2023 im Privatnotenarchiv von Josef Kleindienst (Zugsführer im k. u. k. 3. Tiroler Kaiserjäger-Regiment) in Südtirol gefunden und MUNODI Edition zur Aufbereitung überlassen.
Der in Blasmusikkreisen sehr bekannte Tiroler Komponist und Arrangeur Engelbert Wörndle fasste das Notenmaterial unter Rücksichtnahme der damaligen Tonsprache in ein zeitgemäßes Kleid, damit der Marsch in seiner ganzen Fülle erklingen kann.